Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden by Wollenhaupt Gabriella

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden by Wollenhaupt Gabriella

Autor:Wollenhaupt, Gabriella [Wollenhaupt, Gabriella]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-31T04:00:00+00:00


Bad und Bedenken

Ein energisches Kratzen holte mich ins reale Leben zurück. Eberhard hatte genug von der Badezimmerluft und wollte befreit werden. Als ich vor ihm stand, schnüffelte er ungnädig an meinen nackten Beinen, roch den verhassten Rivalen, rümpfte das rosa Näschen.

Na, wie war's?, fragte der Kater.

»Fürs erste Mal nicht übel«, sagte ich. »Jedenfalls ausbaufähig.«

Bist du auf deine Kosten gekommen?

»Das geht dich gar nix an, mein Bester«, sagte ich.

Du solltest den Rechtsanwalt nehmen, riet Eberhard, dann hätte ich wenigstens auch was davon.

»So weit kommt das noch, dass ich mein Sexleben mit dir abstimme«, blaffte ich den Kater an, »außerdem ist Aydin viel zu jung für mich.«

Die jungen Kater können und wollen aber immer.

»Du musst es ja wissen. Und jetzt halt die Klappe!«

Eberhard warf beleidigt den Kopf zurück und lief fort.

Ich inspizierte den Raum. Der Kater hatte sich einigermaßen gut benommen, die Handtücher hingen noch auf den Stangen, meine Kosmetika lagen noch an ihrem Platz, nur die Badematte aus Frottee fand ich zusammengedrückt in einer Ecke.

Ich ließ Badewasser ein und wählte ein nach Rosen duftendes Badegel.

Als ich zwischen den hoch getürmten Schaumballen im Wasser lag, sprang der Kater auf den Badewannenrand: Mit den Pfötchen schlug er nach den weißen Flocken und sah ihnen nach, wie sie durch die Luft taumelten.

»Hast du mir verziehen, Junglöwe?«, fragte ich.

Nur dieses eine Mal, antwortete der Kater. Wenn so was öfter passiert, ist meine Geduld schnell am Ende.

»Keine Sorge«, beruhigte ich ihn. »Ich werde mich nicht verlieben – das tut nur weh. Chaos und Unvernunft kann ich in meinem Leben echt nicht gebrauchen.«

Das Klingeln des Telefons störte unseren Dialog.

Ich reagierte nicht, denn ich hatte keine Lust, das warme, duftende Wasser zu verlassen. Wer immer mit mir reden wollte, er sollte auf den Anrufbeantworter sprechen.

Nach zehn Minuten – meine Haut begann sich schon langsam aufzulösen – trocknete ich mich ab, cremte mich ein und schlüpfte in ein schwarzes Seidenhemdchen.

Beim Haarföhnen sah ich mein Gesicht und meinen Körper bis in Schulterhöhe. Ich betrachtete mich gern im Spiegel, wenn ich gerade mit einem Mann geschlafen hatte und es erfüllend gewesen war. Und immer fand ich in meinen Augen etwas, was vorher nicht da gewesen war. Heute war es eine Sanftheit, die ich sonst nicht ausstrahlte, gepaart mit lustvoller Erschöpfung. Wie würde es wohl weitergehen? Bis bald, hatte er gesagt, aber das bedeutete eigentlich nicht viel.

Was fand ich an ihm? Vielleicht seine Intelligenz und seine Bildung. Sie hatten mich bei Männern – kombiniert mit Charme – immer stark angezogen.

Die Männer, die ich bei der Ausübung meines Jobs traf, hatten natürlich auch gewisse Fertigkeiten: Einer konnte zehn Biersorten mit verbundenen Augen voneinander unterscheiden, der nächste die aktuelle Bundesligatabelle herunterbeten und der dritte hatte Ahnung von den neuesten Entwicklungen auf dem Sportwagenmarkt.

Im Wohnzimmer ging ich zum Telefon, der Anrufbeantworter blinkte. Es war Hauptkommissar Brinkhoff, der um einen Anruf auf seinem Handy bat. Ich drückte die Nummer.

Er war gleich dran.

»Odenski ist tot«, kam er gleich zur Sache. »Man hat ihn in einem Wald gefunden. Irgendwo am Bodensee. Er hat sich erhängt.«

»Weiß die Redaktion Bescheid?«

»Ja«, antwortete der Kommissar, »unsere Pressestelle hat ein Mitteilung herausgegeben.



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